200-faches Budget: ein Vergleich und Rückschlüsse

Ich nahm am vergangenen Sonntag an der Abschluss-Pressekonferenz der Erste Bank Open teil, dem ATP-500-Tennisturnier in der Wiener Stadthalle. Das Event ist laut Veranstalter Herwig Straka das höchstdotierte Sportevent des Landes. Zahlen wurden auch auf Nachfrage nicht genannt. Es ließ sich in Erfahrung bringen, dass das Gesamtbudget jenseits von sechs Millionen Euro liegt; 2,2 Millionen davon wurden als Preisgeld ausgeschüttet. Dazu kommen Kosten für Startgelder, Catering, Hallenmiete, ATP-Lizenzzahlungen und einige weitere Posten. 150.000 Euro wurden allein für den Tennis-Trainingsplatz vor der Stadthalle ausgegeben.

Das geht auch billiger

Peter Hacker, der amtsführende Wiener Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport war ebenso bei der Pressekonferenz des Tennisturniers anwesend. Er lobte die Bemühungen der Veranstalter, Spitzensport nach Wien zu bringen, der die Masse an Breitensportlern begeistert. Hauptziel für sein Ressort ist laut Hacker, den Breitensport zu fördern. Das geht auch billiger, dachte ich mir…

Szenenwechsel ins RFA-Büro am Wienerberg: Eines der größten internationalen Turniere im Schlägervierkampf Racketlon findet in weniger als einem Monat statt: Die SWT Austrian Open – World Tour Finals presented by GRAWE sidebyside. Die Turnierposter hängen, das Programmheft entsteht gerade. RFA-Präsident Marcel Weigl vereint die Funktionen des Projektkoordinators, Heftautors, Turnierleiters, Sponsor-Verantwortlichen und vieles mehr in seiner Person. 150 bis 200 Spieler aus 15 Nationen werden in Wien um Weltranglisten-Punkte und vor allem ihre Ehre kämpfen – denn Racketlon ist ein Amateur-Sport. Für die besten gibt es ein wenig Preisgeld; die Siegerinnen und Sieger können ihre Reisekosten damit decken. Das Gesamtbudget des Events: 30.000 Euro, 5.000 Euro davon von der Stadt Wien – ein großer Betrag für die RFA! Dabei ist es dem enormen Einsatz von Marcel Weigl zu verdanken, dass man sich überhaupt in dieser Budget-Größenordnung bewegt.

Die RFA bemüht sich das ganze Jahr um den Breitensport in Österreich

Die Racketlon Austrian Open sind nicht die Erste Bank Open; Racketlon ist nicht Tennis. Doch die RFA bemüht sich das ganze Jahr um den Breitensport in Österreich und bietet heimischen Sportlerinnen und Sportlern mit der Ausrichtung von zahlreichen Turnieren die Möglichkeit, sich dem internationalen Vergleich zu stellen und damit die Motivation das ganze Jahr über zu trainieren und Sport zu treiben. Und während der Racketlonverband Jahr für Jahr um Förderungen und ums Überleben kämpft, hat Straka eine Zusage aus der Politik, dass ab 2019 auch Geld vom Bund in sein Turnier fließt. Super für die Erste Bank Open, super für die Tennisfans, VIPs und und für die Reputation der Stadt als Veranstaltungsort. Aber kommt dieses Geld im Breitensport an?

Wenn Sponsoren und Politikern wirklich die Förderung des Breitensports am Herzen liegt, …

Die Geldgeber stehen bei Großevents Schlange – und das ist legitim, wenn es ihnen um Prestige geht. Wenn Sponsoren und Politikern wirklich die Förderung des Breitensports am Herzen liegt, sollten sie bei aller Begeisterung für Großveranstaltungen wie die Erste Bank Open oder das Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel, auch Events kleinerer Verbände unterstützen und den Worten Taten folgen lassen!

Ein Kommentar von Peter Robič #sayitpeter

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