Neue Bedingungen, aber ein altbekannter Sieger in Graz

Wegen der Coronamaßnahmen musste die Babolat-Austrian-Tour in Graz auf 50 Spieler limitiert werden und in sieben Kleinbewerben ausgetragen werden. Der Sieger im Hauptbewerb war ein alter Bekannter: Ex-Serienstaatsmeister Michael Dickert. Einen Grazer Sieg feierte Kristian Seiner (Fotocredit: Heigl) im Men E – Bewerb. Fast 70 Nennungen wären es wohl geworden, hätte die österreichische Bundesregierung nicht am Montag vor dem Turnier in Graz die coronabedingten Einschränkungen wieder verschärft. Kurz war das Turnier sogar ganz von der Absage bedroht, doch ein gemeinsamer Kraftakt der Veranstalter Jonas Grafeneder und Andreas Hölbling vom 1. VFR Graz sowie von RFA-Präsident Marcel Weigl, der ein neues Präventivkonzept erstellte und bei Sport-Austria absegnen ließ, konnte zumindest die eingeschränkte Version ermöglichen. Es mussten lauter kleine Gruppen gebildet werden, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen von zehn Personen pro Sportgruppe nicht überschritten werden und sich diese Gruppen nicht durchmischen durften. Daher gab es sieben Bewerbe und es war vor allem bei den Herren (fünf Bewerbe!) nicht unbedingt klar, dass der Sieger eines niedrigeren Bewerbs nicht auch eine Stufe höher toll abgeschnitten hätte. Die Teilnehmer in den Gruppenphasen bewiesen viel Geduld, denn das Ausspielen nahm sehr viel Zeit in Anspruch. Unter normalen Bedingungen hätte man das natürlich verhindern können. Dennoch war auf der Anlage des Racket-Sport-Centers Graz den ganzen Tag zu spüren, dass sich die Leute bewegen wollen und sich in vier Sportarten miteinander messen wollen.

Raster RFA1500 – BABOLAT Austrian Tour Steiermark

 

Birgit Seiner gewinnt Women B – Bewerb
Bei den sechs Damen – zwei weitere haben auch noch in den Herrenbewerben mitgespielt – setzte sich die Grazer Squash-Bundesligaspielerin Birgit Seiner bei ihrem ersten Racketlon vor Lisa Krisper und Daniela Böhm durch. Ihr gleich tat es Sohnemann Kristian Seiner, der den Herren-E-Bewerb (First Timer) für sich entschied. Kristian ist Squash-Juniorennationalspieler und zählt auch bei den Herren schon zu den besten Spielern Österreichs. Seit seinem letzten Racketlon im Vorjahr zeigte er sich aber auch in den drei anderen Sportarten stark verbessert. Zweiter wurde Lukas Kern, Dritter Clemens Winkler. Alle Spieler dieser drei Bewerbe kamen aus Graz.

 

Jakob Rosenberger bester u16-Spieler
Für einen Gleisdorfer Sieg sorgte Jakob Rosenberger bei den Juniors U16. Der Schützling von Martina Meißl setzte sich gegen die deutlich älteren und größeren Lukas Kolmayr und Benjamin Radl sowie den drei weiteren Teilnehmern durch.

 

Youngster Simon Wretschitsch Sieger im Herren D – Bewerb

Im Bewerb Herren D (Beginner) gab es viele sehr, sehr spannende und enge Spiele, lediglich der Sieger Simon Wretschitsch, der trotz seines jungen Alters jetzt auch schon jahrelang bei den Turnieren in Graz dabei ist, blieb ungefährdet. Der Liebocher setzte sich im Finale gegen Niki Fink mit plus 17 Punkten durch. Der Tennisnet-Journalist Fink erhielt von seinem Berufskollegen Raimund Heigl (Kleine Zeitung), Präsident des steirischen Racketlonverbandes, aber den (nicht dotierten) „Kampfschwein-Award“ für seine aufopferungsvolle Spielweise verliehen!

 

Leon Sam mit erstem Men C – Sieg

Bei den Herren C (Amateure) waren viele gestandene Racketlonspieler am Start, der Sieg ging an einen der ganz Jungen: Leon Sam aus Wien, als Nummer 1 eingestuft, setzte sich durch. Es war aber kein Selbstläufer, im Halbfinale gegen den Grazer Andi Nischelwitzer lag er am Ende nur zwei Punkte voran und auch im Endspiel gegen Julian Stolzlechner war es mit plus sieben durchaus eng. Das war aber noch gar nichts gegen die Partie um Platz drei zwischen Nischelwitzer und dem Murauer Vereinschef und Turnierveranstalter Michi Wölfl. Vor dem Tennis lag „Nischi“ einen Punkt voran, die beiden erkundigten sich extra noch bei der Turnierleitung, was passiert, wenn es zum Beispiel 21:20 steht. Ganz einfach, bei plus eins ist immer der Sieger des Tennisspiels auch der Sieger des Racketlonspiels, denn abgebrochen wird ja nur, wenn der führende Spieler nicht mehr eingeholt werden kann. Bei minus eins im Tennis kann der andere aber immer noch den Satz mit plus zwei und damit auch das Match mit plus eins gewinnen. Mit diesem Wissen ausgestattet gingen die beiden in die Partie und es sollte ein epischer Thriller werden, der auch tatsächlich über die volle Distanz ging. Und darüber hinaus! Denn erst bei 27:25 für Nischelwitzer sollte die Entschiedung fallen. Der emotionalste Jubel des Tages mit zwei gen Himmel gestreckten Armen sollte folgen. Und Rang zwei im „Kampfschein-Award“ war Andi somit auch noch sicher.

 

Csuk besiegt alle Handwerker im Men B – Bewerb

Der Bewerb Herren B (Advanced) sollte zum „Handwerkerbewerb“ werden. Nicht nur, weil alle acht Spieler ihr Handwerk Racketlon sehr gut verstehen, sondern auch wegen ihrer Namen. Denn hier gab es zum Beispiel das Duell Schlosser gegen Schmid, aber auch die Partie Meißl gegen Hammer! Der Schlosser – Peter im Vornamen – fand schließlich den Schlüssel bis ins Finale, die Meißl (Martina) – frischgebackene Damen-Staatsmeisterin (wir Steirer gratulieren an dieser Stelle noch einmal herzlich!) – setzte sich gegen den Hammer (Robert) im Spiel um Platz fünf durch. Der Sieg gegen Peter Schlosser in einem spannenden Endspiel ging aber an den Wildoner Tennisspieler Daniel Csuk, der seinen Racketlon-Aufwärtstrend des vergangenen Jahres fortsetzen konnte. Dritter wurde der Tischtennis-Bundesligaspieler Lukas Nepozitek aus Gratwein, der nach fünf Jahren Pause ein sehr erfolgreiches Racketlon-Comeback feierte.

 

Serien-Staatsmeister Dickert war im Elite-Bewerb nicht zu schlagen

Damit kommen wir noch zur Elite: Der Sieger war ein ungesetzter Spieler und dennoch war es nicht im geringsten eine Überraschung. Michael Dickert machte nach längerer Pause immer wieder mal bei einem Racketlon mit und viel hat der mittlerweile 39-jährige Seriensieger früherer Jahre nicht verlernt. Weiterhin topfit bezwang der mehrfache Teamweltmeister und neunfache österreichische Meister in der ersten Runde Co-Veranstalter Andreas Hölbling. In einem hochklassigen Halbfinale wehrte sich Judenburgs Aushängeschild Michael Moitzi nach Kräften, verpasste es aber wieder einmal Michi Dickert bis ins Tennis zu bringen – ein einziger Punkt fehlte dem steirischen Michi. Im Finale stand Dickert Haupt-Turnierleiter Jonas Grafeneder gegenüber, der ebenfalls sehr gute Leistungen zeigte. Sowohl im Tischtennis, als auch im Badminton und Squash sorgte Jonas für tolle Ballwechsel mit Michi Dickert, am Ende musste aber auch er neidlos dessen Ausnahmestellung anerkennen. Oder wie es RFSt-Präsident Heigl in seiner Abschlussansprache formulierte: „Es ist immer wieder toll, so einem großen Sportler unserer Sportart bei der Arbeit zuzusehen.“ Michi kommt ja bekanntermaßen sehr gerne in die Steiermark und spielte auch in seiner Glanzzeit vergleichsweise unbedeutende Turniere in diesem Bundesland. Aber auch zwei seiner neun Staatsmeistertitel feierte er in der grünen Mark – in Zeltweg 2010 bzw. in Bad Waltersdorf 2013.

 

Den Veranstaltern des 1. VFR Graz bleibt die Hoffnung, dass sie 2021 wieder eine ganz normale BABOLAT Austrian Tour am Standardtermin Ende April/Anfang Mai mit hoffentlich wieder einmal 70 bis 90 Teilnehmern durchführen darf.

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Raimund Heigl
Präsident
Racketlon Federation Steiermark